Es ist der 23.12., als ich diese Einleitung für meinen Jahresrückblick in ein Word-Dokument tippe. Anfang Dezember habe ich diesen Text im Rahmen der Jahresrückblog23-Challenge von Judith Peters mit besten Absichten gestartet, immer mehr Themen und unfertige Abschnitte hinzugefügt… bis mich meine Gesundheit und einige letzte Kundenaufträge komplett aus der Bahn (und aus meinem Zeitplan) warfen.
„Ich habe keine Zeit für einen kurzen Brief, darum schreibe ich dir einen langen Brief.“
Dieses Zitat wird unzähligen Schriftstellern (u.a. Johann Wolfgang von Goethe oder Jonathan Swift) zugeschrieben. Und egal, von wem es wirklich stammt: Es beschreibt auch meinen Jahresrückblick 2023.
Denn nachdem ich nun einige Tage überzeugt war, den Rückblick niemals fertig zu stellen, sitze ich jetzt hier und entschließe: Dann erscheint er eben „unfertig“. Langatmig, unkonkret, vielleicht verwirrend – aber auch das passt zu meinem Jahr, das alles andere als perfekt verlief. Und auf das ich trotzdem heute gern zurückblicke.
Mein Rückblick auf meine eigenen Ziele 2023
2022 war auf dem Papier ein erfolgreiches Jahr gewesen: Viele zufriedene Kunden, genug Umsatz, viele teilweise sehr schöne Projekte. Da hätte ich sagen können: So kann es weitergehen.
Aber: Mental hat mir 2022 nicht gutgetan. Ich fühlte mich ausgelaugt, war zerrissen zwischen Arbeit und Familie und hatte das Gefühl, dass sich meine Selbstständigkeit nicht in die richtige Richtung entwickelt.
2023 sollte also ganz anders werden. Deshalb gab ich ihm das Motto „Entfaltung“: Ich wollte wieder mehr Ich in meinem Leben. Mehr Selbstbestimmung, mehr eigene Lebensgestaltung, weniger „im Außen“ sein. Aus mir selbst herauskommen und mein eigenes Ding machen.
Was ich mir für 2023 vorgenommen hatte – und was daraus geworden ist
Eine konkrete Neupositionierung finden Dazu gleich weiter unten mehr.
Im Fernstudium vorankommen Fail. Anfang des Jahres startete ich voller Motivation in das Fernstudium der veganen Ernährungsberatung, schloss die ersten Module erfolgreich ab… und dann kam das Leben dazwischen. Ergebnis: Die Male, die ich seit dem Frühjahr die Unterlagen aufgeschlagen habe, kann ich an einer Hand abzählen. Mega ärgerlich, denn die Studieninhalte sind irre spannend und toll aufgebaut.
Dem People-Pleaser-Dasein Goodbye sagen Oh Boy, was ein großes Ding für mich: Nicht mehr immer zu allem Ja und Amen sagen, lächeln und nicken, auch mal klare Kante zeigen – am Anfang des Jahres hielt ich das für schwer umsetzbar. Heute weiß ich: Auch ich kann das, wenn auch noch nicht in der Ausprägung, in der ich es gerne hätte.
Sportlich (wieder) durchstarten Durchwachsen. Das erste Halbjahr lief extrem erfolgreich, unter anderem dank des 12-Wochen-Workoutplans von Heather Robertson und dem M/Body-Programm von Marnie Alton. In der zweiten Jahreshälfte mangelte es dann aber immer abwechselnd entweder an Zeit oder am passenden Gesundheitszustand. Da muss nächstes Jahr wieder mehr drin sein.
Mein Jahresrückblick 2023
Von der Freelancerin zur Expertin für starke Markenstimmen: Eine Berg-und Talfahrt
Mein großes Ziel für 2023 war, mich in meiner Selbstständigkeit neu aufzustellen. Ein neues Angebot, eine neue Zielgruppe, ein ganz neues Selbstverständnis von mir als Texterin – und als Textcoach, die anderen Selbstständigen die Leidenschaft zum Schreiben nahebringen will.
In den letzten Jahren habe ich gemerkt, wie sehr ich es liebe, wenn Menschen ihre eigenen Worte nutzen und in ihren Texten ihre Persönlichkeit zeigen. Und wie traurig es ist, dass so viele Selbstständige lieber bei anderen abschreiben oder auf Floskeln und Phrasen zurückgreifen.
Weil sie nicht wissen, wie sie ihre eigene Stimme einsetzen.
Weil sie sich fragen, ob sie überhaupt anders schreiben „dürfen“.
Weil sie Angst haben, unprofessionell zu klingen.
Das alles fand ich immer schade. Weil ich weiß, wie viel Empowerment es bringt, wenn man seine Persönlichkeit als wichtigste Ressource für sein Business begreift und sie schreibend zum Ausdruck bringt. Ein richtiger Befreiungsschlag ist das – und genau das will ich in Zukunft mit meinen Kundinnen erreichen.
In schillernden Farben hatte ich mir also vorgestellt, wie ich als edle Retterin der authentischen Markenstimme auf der Bildfläche erscheine, wie alle mir zujubeln und sich um mein Coaching-Angebot reißen – und na ja, wenig überraschend: Ganz so lief und läuft es nicht. Die Probedurchläufe meines Coaching-Konzepts mit meinem Testkundinnen verliefen wunderbar, ich bekam ganz viel positives Feedback und durfte feststellen, dass ich auf dem richtigen Dampfer unterwegs bin.
Doch alles, was danach kam, lief eher zäh.
Die Erkenntnis daraus: Sichtbarkeit für ein ganz neues Angebot bei einer ganz neuen Zielgruppe zu schaffen ist ein langwieriger Prozess. Und ich gebe zu, dass ich nicht nur ein Mal völlig frustriert darüber nachgedacht habe, das Handtuch zu werfen.
Überraschenderweise waren es aber genau diese schwierigen Phasen, die mir gezeigt, wie sehr mir mein Thema am Herzen liegt. Heute bin ich mir sicher, dass es sich lohnt, dranzubleiben. Und das werde ich 2024 tun.
Is it me or ADHD? Meine ADHS-Diagnose revisited
Obwohl ich meine Diagnose schon vor 18 Jahren bekommen habe, war das Thema ADHS für viele Jahre allerhöchstens ein Randthema für mich. Nach der Diagnose fühlte ich mich psychisch stabil (und das ist bis heute so – Grüße gehen raus an meine großartige Therapeutin von damals, die einen fantastischen Job gemacht hat!) und konnte besser mit mir selbst umgehen.
Aber ADHS an sich ist weder heil- noch therapierbar, und da ich mich irgendwann kaum noch mit dem Thema beschäftigte, merkte ich gar nicht, wie ich mich plötzlich immer wieder maskierte, um so zu wirken wie „alle anderen“. Ich begann, mich zu fragen, ob die ADHS-Diagnose nicht eine Fehldiagnose gewesen war, und ob ich nicht einfach nur eine Hochstaplerin war, die vorgab, neurodivergent zu sein (auch diesen Begriff gab es damals übrigens noch nicht).
Und damit sind wir dann auch in diesem Jahr angekommen:
Dem Jahr, in dem ich begann, mir meine Neurodivergenz zu „erlauben“ (auch so ein großes Thema in diesem Jahr: sich selbst Dinge erlauben), und meine Maskierung abzulegen. Entscheidend dafür waren einerseits meine eigene Business- und Persönlichkeitsentwicklung, andererseits (und viel schwerwiegender) die ADHS-Diagnose meines Sohnes, die mir meine eigene Diagnose endlich glaubhaft erschienen ließ.
Maskierende ADHSler sind wahre Künstler darin, ihre Andersartigkeit, ihr inneres und äußeres Chaos zu verstecken. Mir ist das lange richtig gut gelungen: Ich war meistens perfekt organisiert, hatte (nach außen) alle Termine im Kopf, war immer pünktlich und, na ja, viele würden wohl sagen: „Eine eher zurückhaltende Person“.
Rückblickend kann ich sagen, dass das alles mit wahnsinnig viel Stress, Anstrengung und Schauspielkunst verbunden war. Denn weder bin ich perfekt organisiert noch sonderlich ruhig oder zurückhaltend – ich habe nur immer versucht, nicht negativ aufzufallen und mich nicht zu blamieren.
In diesem Jahr habe ich mir offiziell die Erlaubnis gegeben, einfach ich selbst zu sein. Dadurch vergesse ich auch mal einen Termin, bin noch immer meistens überraschend pünktlich – und stehe dazu, dass ich auch gerne mal laut bin, irgendwo dazwischenquatsche oder Dinge sage, die vielleicht nicht zu 100% angemessen sind.
Weil der Weg hin zur völligen Demaskierung eine lange Reise ist, bin ich noch lange nicht am Ziel. Ich verfolge den eingeschlagenen Pfad auch im nächsten Jahr weiter – und bin gespannt, wo er mich noch hinführen wird.
Gemeinsam stark: Networking, Austausch und Coaching
Einen richtigen Gamechanger für meine Selbstständigkeit habe ich so nicht kommen sehen: In diesem Jahr durfte ich lernen, wie viel es mir gibt, mich mit anderen Selbstständigen zu vernetzen und auszutauschen. Und welche Kraft die Unterstützung eines Coachings hat, während man als Einzelselbstständige im Normalfall immer sehr auf sich selbst zurückgeworfen ist.
In meinem Soul Rebel Coaching (große Empfehlung an dieser Stelle!) begleitete mich Steffi bei der Ausgestaltung meiner neuen Positionierung, war an meiner Seite, als ich alte Glaubenssätze wie „Ich bin ein fauler Mensch“ endlich ziehen ließ und ganz neues Selbstvertrauen aufbaute, und weihte mich in die Feinheiten der Akquise ein. Definitiv die beste Investition des Jahres!
In regelmäßigen Offline- und Online-Netzwerktreffen (zum Beispiel dem Female Founders Frühstück im Salon F, noch so eine Empfehlung) durfte ich großartige Gründerinnen kennenlernen, inspirierende Gespräche führen und ganz viel dazulernen.Ich war immer der Meinung, nicht der Typ für solche Arten von Treffen zu sein (siehe „Glaubenssätze“, nun ja…) und beim ersten Mal hat es mich viel Überwindung gekostet, überhaupt hinzugehen. Heute beglückwünsche ich mich selbst dazu, mich damals dazu gezwungen zu haben – denn all die tollen Menschen, die ich darüber kennenlernen durfte, haben mein Jahr definitiv bereichert!
Meine Sport- und Ernährungsroutine in Balance gebracht
Wer mich etwas besser kennt, weiß es wahrscheinlich: Das Thema Abnehmen, Körper etc. spielte schon oft eine etwas unangemessen große Rolle in meinem Leben. Ich bin ein Kind der 90er – wir sind alle mit dem Heroin Chic á la Kate Moss aufgewachsen. Da war es erklärtes Ziel, dünn, besser: spindeldürr, zu sein. Und das war ich leider nicht.
Ich war nie ernsthaft essgestört, neige aber dazu, in den Extremen zu schwanken. Mal übertriebener Laissez-faire-Stil mit zwei Tafeln Schokolade jeden Abend vor dem Fernseher, mal übertrieben viel Sport mit einem ausgeklügelten Ernährungsplan und peinlich genau getrackten Kalorien.
Und in diesem Jahr ist tatsächlich etwas Neues passiert: Mein Ess- und Sportverhalten pendelten sich ein. Meine 2-5 Sporteinheiten pro Woche gehören jetzt (meistens) zum Alltag, meine Gedanken kreisen nicht mehr zu 50% des Tages um die richtigen Mahlzeiten, Kalorien etc. Das bringt eine vorher ungekannte Freiheit mit sich. Und einen entspannten Umgang mit meinem eigenen Körper, der nun mal so ist, wie er ist.
Sp habe ich mir die noch übrigen Kilos aus der letzten Schwangerschaft noch nicht abtrainiert, bin mir aber sicher, dass sie zu gegebener Zeit verschwinden werden. Und wenn nicht: Who gives a f****?
Mein Jahr 2023 in Zahlen
· Kundenprojekte: 43
· Instagram-Follower: 218
· LinkedIn-Follower: 451
· Veröffentlichte Blogartikel: 5
· Workouts: 145
· Workout-Zeit: 104:56:27
· Gelesene Bücher: 12 (viel zu wenig!)
· Bücher, die ich spätestens nach der Hälfte zur Seite gelegt habe: 6
Was 2023 sonst noch los war
Gelesen
Wieder in Lieblingskleider gepasst
Hamburg besucht
Ausgeritten
Botschaften gefunden
Geburtstage gefeiert
Belehrt worden
Wimmelbild nachgestellt
Eingeschneit worden
Was ich mir für 2024 vornehme
· Meine neue Positionierung weiter festigen
· Mein Textcoaching-Angebot ausbauen
· Noch mehr raus in die Sichtbarkeit
· Mehr Struktur, mehr Planung, mehr Leichtigkeit
· Mein Fernstudium abschließen
· Wieder eine feste Sportroutine finden
· Mein Motto für 2024: Ich erlaube mir, abzuheben.
Liebe Sarah,
den Hinweis, dass es sich um einen „unfertigen“ Artikel handelt, hätte es nicht gebraucht. Niemand hätte es bemerkt. 😉 Dein Jahresrückblick hat mir sehr gut gefallen. Mach weiter so und verfolge deine Ziele. Ich bin mir sicher, dass Du damit Erfolg haben wirst. Ich gehöre bzw gehörte übrigens zu den von Dir erwähnten Menschen, die nicht so richtig wussten, wie sie ihre Stimme einsetzen sollen. Dank des Jahresrückblog23 habe ich jetzt aber zu meinem Schreibstil gefunden. Und jetzt werde ich einige meiner ersten Blogbeiträge überarbeiten…die klingen nämlich furchtbar. 😆
Ich wünsche Dir viel Erfolg bei Deinen Plänen und Projekten.
Liebe Grüße
André