Einen Blogartikel schreiben, neue Website-Texte verfassen oder endlich bessere Texte für deinen Knaller-Newsletter erstellen: Ganz egal, was ich schreibe – für mich ist es wichtig, von Anfang an in einen guten Schreibflow zu finden. Klingt esoterisch? Ist es aber gar nicht. Denn mir geht es nicht darum, dass der Merkur im richtigen Winkel zur Sonne steht, damit ich mit dem Schreiben starten kann.
Die richtigen Voraussetzungen zum Schreiben
Oft denken wir, dass um uns herum alles stimmen muss, damit wir gute Texte schreiben können: Dass wir zum Schreiben die richtige Stimmung brauchen, das richtige Licht, die passende Umgebung, angemessen laute oder leise Hintergrundgeräusche. Und ja, das alles kann sich (sowohl positiv als auch negativ) auf unsere Schreibroutine auswirken.
Fakt ist aber auch: Im Grunde genommen brauchen wir zum Schreiben nicht viel. Manche Menschen schreiben einfach überall, ganz unabhängig von äußeren Faktoren. Sie setzen sich hin, nutzen eine freie halbe Stunde zwischen zwei Terminen und tippen drauflos.
Aber nicht jede:r kann derart problemlos seinen Fokus aufs Schreiben lenken, ungeachtet jeglicher Hindernisse. Wenn du - so wie ich übrigens auch - nicht zu dieser beneidenswerten Spezies gehörst (und mal ehrlich, ich denke, wir sind da deutlich in der Überzahl), tust du gut daran, etwas Zeit und Hirnschmalz in die richtigen Hygienefaktoren für deinen Schreibflow zu investieren.
Schreibflow – was ist das eigentlich?
Für mich ist der Schreibflow der Zustand, in dem mein Fokus vollständig auf meinen Text gerichtet ist. In dem meine Gedanken genau den richtigen Aggregatzustand haben, um mich locker aufs Schreiben einzulassen und gleichzeitig den roten Faden nicht aus den Augen zu lassen. Das heißt: Ich bin zu 100% im Schreibprozess, ohne Ablenkungen, und die Wörter laufen in den meisten Momenten flüssig aufs Papier (bzw. aus der Tastatur).
Im Schreibflow entsteht meistens mein erster Entwurf – der ist selten direkt reif für eine Veröffentlichung. Doch dadurch, dass ich konzentriert (=im Flow) daran gearbeitet habe, ist meist der rote Faden bereits gut erkennbar und die Überarbeitung fällt kürzer und leichter aus.
Im Schreibflow bessere Texte schreiben – meine Tipps für dich
Meine Strategien für einen guten Schreibflow habe ich dir unten zusammengestellt. Wichtig dabei ist: Nicht immer wende ich alle dieser „Regeln“ an (auch deshalb, weil sich manche ein wenig widersprechen). Sie sind eher als Optionen zu verstehen, wenn du merkst, dass die Worte nicht so richtig fließen oder du heute innerlich zerstreut bist, aber trotzdem unbedingt diesen einen Text angehen willst, der schon so lange auf der To Do Liste steht. Auch sind nicht alle Tipps für jede Person passend – probier aus, was für dich funktioniert!
1. Wärm dich auf
Gute Texte zu schreiben ist wie ein Workout: Wir nutzen unseren Schreibmuskel, um die richtigen Formulierungen zu finden und auf den Punkt zu bringen, was wir sagen wollen. Und was gehört zu jeder guten Trainingseinheit? Genau: Eine kurze Aufwärm-Session.
Bei mir sieht die so aus: Ich schnappe mir einen Stift und mein Notizbuch und bringe für 5 – 10 Minuten meine Gedanken zu Papier – unzensiert, ungeordnet, gern auch mit wilden Gedankensprüngen und drastischen Themenwechseln. Es ist egal, was hier entsteht, aufgeschrieben wird das, was gerade im Kopf ist. Auch wenn es 10-mal hintereinander der Satz „Ich habe keine Ahnung, was ich heute schreiben soll“ ist. Der Punkt dabei ist: Ich befreie mein Hirn von unnötigem Ballast, mache den Kopf frei für meine anstehende Schreib-Session. UND: Ich muss keine „Angst“ mehr vor dem ersten Satz auf dem weißen Blatt haben – denn ich habe ja schon angefangen.
Übrigens: Mir ist dabei wichtig, dafür ganz klassisch Stift und Papier zu nutzen – in digitaler Form setzt für mich kein Effekt ein. Probier aus, was für dich besser passt!
2. Schalte Ablenkungen in deiner Umgebung aus
Eigentlich ein klassischer No-Brainer, aber man kann es gar nicht oft genug wiederholen: Kein Mensch kann gute Texte formulieren, wenn alle drei Minuten eine Push-Nachricht auf dem Handy eintrudelt, der DHL-Bote an der Tür klingelt oder die Katze lautstark Hunger anmeldet. Also: Vor dem Start den Konzentrationsmodus am Smartphone einschalten, die Klingel ausstellen und die Katze mit Futter versorgen!
Ablenkung gibt es natürlich auch im eigenen Kopf (jedenfalls dann, wenn du so gestrickt bist wie ich), und die lässt sich von außen schlecht abschalten. Was mir dabei hilft, den Fokus (halbwegs) zu halten: Ich lege mir einen kleinen Notizblock bereit, um aufkommende Gedanken („Das Kind braucht bald neue Winterschuhe!“) kurz zu notieren und so umgehend aus dem Kopf zu bekommen.
3. Denk daran, für wen du schreibst
Einfach ziellos vor sich hinschreiben ist zwar auch ab und an ganz schön (aber diesen Punkt haben wir ja eigentlich in der Aufwärmphase hinter uns gelassen), kann aber auch dazu führen, dass wir uns im Schreiben verlieren und irgendwann keinen Anschluss mehr an unsere eigenen Gedanken finden.
Damit das nicht passiert, halte dir von Anfang an vor Augen, für wen du deinen Text schreibst: Wer war nochmal deine Zielgruppe, und wie sieht nochmal dein:e Wunschkund:in aus? Verlier nicht aus dem Blick, wer deinen Text am Ende lesen soll – so navigierst du deutlich einfacher durch deinen Schreibprozess.
(Side Note: Ich lasse in dieser Zusammenstellung absichtlich die Punkte Struktur, Gliederung und Zielsetzung des Textes aus, weil sie nicht zum Schreibflow, sondern zur grundlegenden Schreib-Vorbereitung gehören.)
4. Lass los und genieß den Schreibprozess
Schreiben ist meist zweckgebunden: Du willst mit einem neuen Blogartikel potenzielle Kunden auf deine Webseite lotsen, deine Newsletter-Abonnenten mit neuen Inhalten vom Hocker hauen, mit einem Knaller-Beitrag auf LinkedIn für Begeisterung unter deinen Followern sorgen – schon klar, wer schreibt schon einfach so aus Lust und Laune (na ja… ich eigentlich schon…). Und in Punkt 3 habe ich dir jetzt auch noch erzählt, dass du deine Zielgruppe immer vor Augen haben solltest. Das ist eine ganze Menge, die du beim Schreiben im Hinterkopf haben musst, puh… (in Wirklichkeit „musst“ du natürlich gar nichts).
Aber: Ich persönlich habe nicht immer Lust, einfach nur verbissen auf ein Ziel hinzuschreiben. Ich liebe es, im Schreibfluss auch mal loszulassen und zu entdecken, wohin mich der Text führt (Reminder: Wir sind hier schließlich immer noch mitten in unserem ersten Entwurf, da ist im Grunde alles erlaubt).
Also bleib neugierig und lass die Worte auch einfach mal fließen, wenn du merkst, dass dir gerade alles zu krampfig wird. Kürzen und löschen dürfen (und werden) wir später immer noch. Niemand sagt, dass du beim Schreiben keinen Spaß haben darfst oder dass es sich nicht auch federleicht anfühlen kann!
5. Akzeptiere holprige Schreibstrecken
Wenn wir den Begriff Schreibflow hören, haben wir ein bestimmtes Bild unseres Schreibprozesses im Kopf – Unterbrechungen sind dabei nicht vorgesehen: Denn Schreibflow bedeutet doch, wir schreiben ohne Pause durch, bis der Text fertig ist, oder?
Nein. Ein natürlicher Schreibfluss hat, so wie ein echter Fluss auch, verschiedene Phasen: Mal geht es durch wilde Stromschnellen rasant voran, mal plätschert alles vor sich hin – und einige Meter weiter kommen wir ins Stocken und die Worte tröpfeln wie durch einen dicken Staudamm zäh vorwärts.
Das alles ist normal, doch wir spüren oft Frustration, wenn wir ins Stocken geraten und die Worte für den kommenden Absatz fehlen.
Und Achtung, jetzt heißt es: Nicht direkt aufgeben, den Konzentrationsmodus am Smartphone pausieren und „nur mal kurz“ (wir alle wissen, was das heißt…) checken, was Gabi auf Instagram gepostet hat. Sondern: Im Flow bleiben, mit dem Strom innehalten und das Gefühl „aushalten“. Es geht gleich weiter – versprochen – und dieser Moment gehört dazu. Es ist extrem wertvoll, wenn wir an dieser Stelle nicht aussteigen, sondern die Stille zwischen den Gedanken annehmen und dranbleiben!
(Gabis Insta-Stories sind ja später immer noch da.)
6. Hol zwischendurch mal Luft – und mach Pausen
Jeder noch so flüssige Schreibflow braucht mal eine Pause. Zum durchatmen, kurz aufstehen und strecken, die Gedanken für einen Moment schweifen lassen… Egal. Hauptsache, wir tauchen mal kurz auf und schnappen frische Luft, um mit neuer Energie weiterschreiben zu können. Pausen sind immens wichtig, und ich persönlich vernachlässige diesen Punkt ehrlicherweise selbst viel zu oft. Sei schlauer als ich und zieh die Pausen richtig durch!
Um meine Pausen nicht zu vergessen, nutze ich am liebsten die Pomodoro-Technik (z.B. diesen digitalen Timer). Dabei arbeitet man in Intervallen mit klassischerweise 20 Minuten Arbeitszeit und 5 Minuten Pause, die Zeiten können aber auch individuell angepasst werden.
Ich habe eine Weile mit den Zeiten experimentiert und herausgefunden, dass mir 20 Minuten zum Schreiben zu kurz sind, ich mit Arbeitsphasen von 40 Minuten jedoch gut zurechtkomme. Und nach diesen 40 Minuten kommt der wichtigste Punkt: Die Pause. 5 bis 8 Minuten reichen völlig aus, um den Kopf auszulüften, ein paar Schritte zu gehen, ein kurzes Tänzchen zu machen, mit der Katze zu kuscheln… und dann gehts wieder zurück an den Text.
7. Ignoriere den inneren Kritiker
Wie läuft der Schreibflow, wenn ständig ein kleines Männchen auf deiner Schulter sitzt und dir sagt: „Das ist noch nicht klar genug geschrieben, mach das neu“, „Wer will denn sowas lesen – lösch das!“, „Sicher, dass du damals in der Schule eine 2 in Deutsch hattest?“, „Gibs auf, das liest sich schrecklich“? Nicht so flüssig, oder?
Seien wir ehrlich, unser innerer Kritiker kann uns in vielen Lebenslagen gern gestohlen bleiben – und beim Schreiben ist er völlig fehl am Platz. Wir erinnern uns: Wir schreiben gerade an unserem ersten Entwurf. Da wir unseren Text noch mindestens einmal überarbeiten werden, bis er das Licht der Öffentlichkeit erblicken wird, ist es ziemlich egal, wenn nicht jeder Absatz pulitzerpreisverdächtig gelingt, wenn nicht jedes Wort sitzt und jede Formulierung stimmig ist. Mach dich frei von voreiligen Bewertungen deines Texts. Manchmal lesen sich Abschnitte, die du beim Schreiben als nicht gelungen empfunden hast, im Nachgang doch schon ziemlich gut – wäre ja blöd, wenn du sie schon weit vor dieser möglichen Erkenntnis gelöscht hättest, oder?
PS: Mehr über den inneren Kritiker und warum Perfektionismus beim Schreiben keine gute Sache ist, liest du übrigens in diesem Blogartikel.
Brauchst du unbedingt einen Schreibflow für gute Texte?
Sagen wir mal so: Schreiben, ohne im richtigen Flow zu sein, ist möglich – been there, done that. Für mich heißt das, dass ich einen Text mühsam aus einzelnen Versatzstücken zusammensetze, immer dann, wenn meine Aufmerksamkeit gerade zufällig beim Text landet. Funktioniert auch, macht aber nicht übermäßig viel Spaß und ist meist mit deutlich mehr zeitlichem Aufwand verbunden. Und ob auf diese Art und Weise DIE richtig guten Texte entstehen – I doubt it.
Ich empfehle dir also, dir deine eigene Strategie für deinen persönlichen Schreibflow festzulegen. Nicht immer wirst du zum Schreiben alle Hilfsmittel brauchen. Manchmal setzt du dich hin und es läuft einfach – bäm! Und manchmal schrecken wir vor dem ersten Satz zurück, finden keinen Einstieg, fallen immer wieder gedanklich aus unserem Thema… genau dann sind deine Strategien Gold wert, um wieder in deinen Flow zu finden!
Übrigens: In meinem Schreibbegleitungsprogramm Own your copy arbeiten wir gemeinsam an deinen Texten – und ich gebe dir Tipps und Tricks an die Hand, wie du nicht nur bessere Texte schreibst, sondern auch in deinen persönlichen Schreibflow findest. Klingt gut? Dann lass uns quatschen! Schreib mir für ein unverbindliches Kennenlerngespräch! Ich freue mich darauf, mit dir in den Schreibflow zu finden!
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